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Denkschrift: Mehr als weniger als gleich viel. Zum Verhältnis von Ökonomie und Kultureller Bildung

Mehr ist nicht immer besser. Aber mehr Offenheit für ökonomische Fragestellungen kann auch der kulturellen Bildung helfen.

„Ökonomie-Bashing gehört zum Standard in vielen kulturellen und künstlerischen Kontexten. Für die Kulturelle Bildung gilt dies umso mehr“, stellt der Rat für Kulturelle Bildung mit Blick auf das Verhältnis zwischen Ökonomie und kultureller Bildung fest. Doch weder Kunst und Kultur noch kulturelle Bildung bewegen sich in einer wirtschaftsfreien Zone. Auch sie unterliegen Marktbedingungen und sind oft genug von Wohl und Wehe der Märkte abhängig.

In seiner Denkschrift „Mehr als weniger als gleich viel“ lädt der Rat für Kulturelle Bildung dazu ein, das Verhältnis von Ökonomie und kultureller Bildung auszuloten.

„Wie viel“ kulturelle Bildung braucht es?

Gründe für Vorbehalte gegenüber der Ökonomie findet die Denkschrift unter anderem im Verwertungsinteresse der Wirtschaft. Dieses widerspricht sich mit einem rein intrinsisch motivierten Verständnis von Kultur. Indes weist kulturelle Bildung auch Schnittmengen zur Ökonomie auf: Der sinnvolle Einsatz begrenzter Ressourcen etwa ist auch in der kulturellen Bildung Alltagsgeschäft. Und die Frage, „wie viel“ kulturelle Bildung es braucht, um die individuelle Lebensqualität signifikant aufzuwerten oder wann man generell von „genug“ kultureller Bildung sprechen kann, sind ökonomisch relevante Fragen, die eng mit politischen Argumenten für „mehr“ kulturelle Bildung verknüpft sind.

Kulturelle Bildung: Grundversorgung schaffen, Qualität sichern, Bildungslandschaften stärken

In ihrer Analyse diskutieren die Autor:innen verschiedene Ökonomiebegriffe und Befunde der Studie „Städte/Geld/Kulturelle Bildung“. Entwicklungsperspektiven zeigen sie anhand des öffentlichen Bildungssystems, der kommunalen Bildungslandschaften und dem Ziel der Grundversorgung mit kultureller Bildung auf.

Ihre Empfehlungen an politische Gestalter:innen lauten:

  • Sicherung der Grundversorgung mit kultureller Bildung in der Schule, durch institutionelle Förderung von Verbänden und freien Träger:innen und mit angemessenen Leistungen für Bildung und Teilhabe
  • Chancengleichheit in kommunalen Bildungslandschaften: Lockerung des Kooperationsverbots in der Bildung und kulturelle Bildung als Pflichtaufgabe
  • Qualität schaffen und prüfen: mehr Lehrkräfte für die kulturelle Bildung, qualifizierte Grundbildung für die Lehre in den künstlerischen Bereichen, Datenlage zur kulturellen Bildung verbessern

Die Denkschrift wird von individuellen Stellungnahmen der Ratsmitglieder begleitet, in denen sie sich zu ökonomischen Fragen der kulturellen Bildung mit Blick auf Verteilung, Arbeitsmarkt und dem Verhältnis zwischen Einsatz und Ertrag äußern. Sie beinhaltet außerdem eine Recherche zur Finanzierung kultureller Bildung aus der Perspektive ausgewählter Verbände und kulturpädagogischer Einrichtungen.

„Mehr als weniger als gleich viel“ ist eine Denkschrift des Expert:innenrates für Kulturelle Bildung und wurde 2017 vom Rat für Kulturelle Bildung e. V. herausgegeben.